Welche Symptome müssen für die Diagnose vorliegen?


Tuberöse Sklerose Complex (TSC) ist eine Multisystemerkrankung. Hauptmerkmale des Krankheitsbildes sind tumorartige Veränderungen, die gleich mehrere Organe betreffen und Symptome nach sich ziehen können. Für die verschiedenen Organveränderungen gibt es charakteristische Zeiten des Auftretens. So stellen bei Erwachsenen beispielsweise oft die Veränderungen der Nieren und bei Frauen mit einer Mutation im TSC2-Gen zusätzlich der Lungen die vordergründigen Probleme dar, während bei Kindern meist die Beteiligung des Gehirns und damit Epilepsien, z. T. geistige Behinderung und Autismus im Mittelpunkt stehen. Einen ersten Hinweis auf Tuberöse Sklerose Complex können Tumoren am Herzen geben, die mittels Ultraschall zum Teil schon vorgeburtlich erkannt werden. Weit häufiger wird die Diagnose jedoch aufgrund epileptischer Anfälle gestellt, die bereits in den ersten Lebensmonaten auftreten können. Liegen mildere Verläufe vor, bei denen sich für die Krankheit typische Symptome wie etwa Nierentumoren erst im weiteren Verlauf des Lebens bemerkbar machen, kann es allerdings vorkommen, dass Betroffene sehr viel später oder nie von ihrer Erkrankung erfahren.

Anhand welcher Kriterien die Diagnose TSC gestellt werden kann, zeigt die folgende Übersicht:


Hauptkriterien

Hypomelanotische Flecken (3 oder mehr; mindestens 5 mm Durchmesser)
Angiofibrome (3 oder mehr) oder fibröse Plaques auf Stirn oder Kopfhaut
Unguale Angiofibrome (2 oder mehr)
Shagreen Patch (lederartig verfestigte, leicht erhabene unbosakale Hautläsion)
Multiple retinale Hamartome
Mehrere kortikale Tubera und/oder radiale Migrationslinien*
Subependymale Knötchen (2 oder mehr)
Subependymale Riesenzellastrozytome (SEGA)
Kardiales Rhabdomyom
Lymphangioleiomyomatose (LAM)**
Angiomyolipome (mehr als 2)**

Nebenkriterien

Konfettiartige Hautläsionen
Zahnschmelzdefeke (mehr als 3)
Enorale/Gingivale Fibrome (mehr als 2)
Retinaler achromatischer Fleck
Multiple Nierenzysten
Nichtrenale Hamartome
Sklerotisches Knochenläsionen

* umfasst Tubera und radiale Migrationslinien der weißen Hirnsubstanz
** eine Kombination von LAM und Angiomyolipome ohne weitere Merkmale  erfüllt nicht die Kriterien für eine eindeutige Diagnose



Zur eindeutigen Diagnose der Erkrankung müssen 2 Hauptkriterien oder 1 Hauptkriterium plus 2 Nebenkriterien vorliegen. Bei Vorliegen nur eines Hauptkriteriums oder von mehr als 2 Nebenkriterien (ohne Vorliegen eines Hauptmerkmals) gilt die Erkrankung als möglich. Unabhängig vom Vorliegen von Haupt- und Nebenkriterien ist auch eine pathogene Variante in TSC1 oder TSC2 ist ausreichend für die Diagnosestellung. Die meisten TSC-verursachenden Varianten sind Sequenzvarianten, die eindeutig die TSC1- oder TSC2-Proteinproduktion verhindern. Einige Varianten, welche die Proteinproduktion betreffen (z.B. einige Missense-Mutationen), sind als krankheitsverursachend anerkannt. Andere Variantentypen sollten mit Vorsicht betrachtet werden.